"ALLES STEHT KOPF" - EINE FILMEMPFEHLUNG

No emotion is the final one.
Jeanette Winterson. Oranges Are Not the Only Fruit.

Auch wenn ich das Zitat bereits anderweitig benutzt habe, so passt es wunderbar zu meiner kleinen Filmkritik, die eigentlich keine Kritik, sondern nur eine enthusiastische „Schaut ihn euch an!“-Empfehlung ist.

Der Animationsfilm „Alles steht Kopf“ (engl. Inside Out) ist hinreißend, witzig und intelligent. Bei Pixar war man super einfallsreich, wie man zeigen kann, wie unser Gehirn funktioniert und welch immens große Rolle unsere Emotionen dabei spielen. So beherbergt zum Beispiel die Kommandozentrale alle wichtigen „Grundemotionen“, nämlich Freude, Kummer, Ekel, Angst und Wut, die versuchen, im alltäglichen Leben angemessen auf Vorkommnisse zu reagieren – vom Wutausbruch, über Quatschmacherei zum Ekelanfall ist alles dabei. Das Langzeitgedächtnis besteht aus einer schier endlosen Reihe an Regalen, in denen bunte Erinnerungskugeln aufgereiht sind. Das Vergessen ist ein dunkler, tiefer Schlund, und die Traumfabrik ist ein Filmstudio, in dem nachts die Erlebnisse des Tages mehr schlecht als recht nachgespielt werden.

„Alles steht Kopf“ erzählt von Riley, einem 11-jährigen Mädchen, das mit seinen Eltern von Minnesota nach San Francisco ziehen muss. Die gewohnte Umgebung ist mitsamt der besten Freundin und dem Eishockeyteam auf einen Schlag weg – und Riley findet sich plötzlich in einer viel zu großen Stadt, mit viel zu wenig Schnee und Freunden wieder. Da dauert es nicht lange, bis ihre Gefühle anfangen verrückt zu spielen...

Die subtilen Dinge sind es, die den Film nicht nur für Kinder, sondern auch und vielleicht sogar vor allem für Erwachsene spannend machen. Ist bei Riley noch Freude im Mittelpunkt der Kommandozentrale, sitzt bei ihrer Mutter Kummer und bei ihrem Vater Wut an den wichtigen Schalthebeln. Macht Sinn, oder? Sorge und Kummer sind Emotionen, die mit der Zeit größere Bedeutung erlangen, die mit den großen Veränderungen des Lebens kommen, mit Kindern zum Beispiel.

Leider gehen Riley’s Emotionen Freude und Kummer durch unglückliche Umstände im Langzeitgedächtnis verloren. Und um es wieder zurück in die Kommandozentrale zu schaffen, wachsen alle über sich hinaus. Sind alle Gefühle am Anfang noch der Meinung, Riley müsste pausenlos Freude empfinden und am besten gar keinen Kummer, entwickelt sich im Laufe des Films ein Verständnis für wechselhafte und gemischte Gefühle. Und so geht es dann auch aus: die Kommandozentrale bekommt ein neues, komplexeres Schaltpult und der große rote Alarmknopf für die Pubertät ist auch schon integriert... 


Wenn ihr etwas Farbe und viele Emotionen in den nächsten grauen Herbsttagen braucht, dann geht ins Kino! Der Film läuft überall hier.  



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