WALKING THE DOG


Unverhofft kommt oft und so sind wir auf den Hund gekommen.
Langsam aber sicher haben wir uns in den kleinen verguckt, haben uns an ihn gewöhnt, an das Tapsen auf dem Laminat, wenn er einen verfolgt, an den berühmt-berüchtigten Hundeblick, wenn er merkt, dass es beim Abendessen auf dem Tisch Wurst oder Fleisch gibt. Wir haben ihm einen Kosenamen gegeben (Pippi ist so viel einfacher auszusprechen als Tyson) und haben uns an die Haare auf der Couch gewöhnt, weil er einfach so goldig beim Schlafen aussieht.

Aber was mindestens genauso begeistert (und ja, bei Schmuddelwetter sieht das Ganze vielleicht schon wieder anders aus): das tägliche Spazierengehen. Bewegung, Spaß und Spiel. Beinahe wie ein Kinder-Überraschungsei. Wir laufen, wir schauen, wir begegnen anderen Menschen, anderen Hunden, wir spielen, wir entdecken, wir atmen tief ein. Im Wald lässt es sich hervorragend denken, lässt sich das Gedankenchaos beiseite schieben und sich auf wichtige Themen konzentrieren. Auf den Feldwegen sieht man den Mais wachsen, spürt die Sonne auf der Haut und entspannt merklich. Der Bürostuhl-Rücken hat einen neuen Feind: das aufrechte und ausgiebige Laufen.

Neulich ist uns eine Frau begegnet und im ersten Moment reagierte ich enthusiastisch: die Frau war der Inbegriff des Multitaskings, offensichtlich hatte ihr Tag mehr als die üblichen 24 Stunden. Sie joggte, lief mit ihrem Hund gleichzeitig Gassi und hatte das Headset ihres iPhones im Ohr und sprach über Geschäftliches. Der Wahnsinn!
Eigentlich jedoch: ein Wahnsinn! Es war ein Trauerspiel. Sie nahm sich weder richtig Zeit für ihren Hund, noch konzentrierte sie sich ganz auf sich selbst, ihren Körper, die Fitness und die Möglichkeit einmal richtig abzuschalten. Und während sie nach Luft schnappte, um ihre Sätze zu Ende zu bringen, musste sich der Geschäftspartner wohl Mühe geben, sie überhaupt zu verstehen.

Wenn man kurzfristig oder einmalig alles unter einen Hut bekommen muss, finde ich diese Lösung super. Aber auf die Dauer wäre mir das Multitasking zu mechanisch, zu distanziert von sich selbst und seiner Umgebung.

Walking the dog ist die neue Yoga-Stunde. Wer es mal ausprobieren will: kommt ruhig vorbei, wir laufen jeden Tag!

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