KUBA. REVOLUTION IM KOPF

Kuba-Flagge im Museo de la Revolución, Havanna
Ein Land beschreiben zu wollen, in dem man nie für eine längere Zeit gelebt hat, in dem man weder Veränderung noch Stillstand mitgetragen oder erduldet hat, das ist schier unmöglich.
Meine Reise führte mich durch Kubas Städte und Landschaften, in knapp drei Wochen. Zu wenig Zeit, um die Deutungshoheit über ein ganzes Land zu besitzen, zu viel Zeit, um nicht von all dem, was dieses Land eben ausmacht, gepackt und aufgerüttelt zu werden: von der roten Erde in Viñales, von dem türkisfarbenen Wasser und feinstem Sandstrand am Playa Pilar, von der Armut und den heruntergekommenen Häusern in Habana Vieja, von den Taxi-Rufen in jeder Stadt und den Chevrolets, die alle aus den 1950ern stammen, von der Hitze Tag und Nacht, von den Schlaglöchern in den Straßen und von dem Zug, den man nie sieht.

Havanna
Habana Vieja - Altes Havanna
Habana Vieja - Altes Havanna
Chevrolet, Havanna
Oldtimer, Havanna
Tabakplantagen, Viñales
Zugkreuzung
Playa Pilar, Cayo Guillermo

Autoschau, Santa Clara
Wenn man, wie wir, nicht in Hotels mit All inclusive-Paketen absteigt und so das eigentliche Kuba meidet, wird man in den casas particulares vor allem von der politischen und gesellschaftlichen Realität überrumpelt: der Sozialismus ist da, gegenwärtig, unwiderruflich – besonders dann, wenn man den konstant über das Land und Hauswände verteilten sozialistischen Sprüchen glaubt.

Das Wohlergehen der Familie ist oberstes Gebot, der Muttertag beispielsweise ein großer Feiertag in Kuba. Der 1. Mai, wenige Tage zuvor, war ebenfalls bedeutend, ist er doch der „Tag der Arbeit“ und der Sozialismus die stärkste Ausdrucksform der Arbeiterbewegung. Zwar werden diese Arbeiter, das Volk, kostenlos in Krankenhäusern behandelt, Bildung bekommt man umsonst und auch Miete gibt es beinahe nirgends zu zahlen - dass aber die Regale in den Supermärkten beinahe leer sind, sauberes Trinkwasser rar und nicht für jeden käuflich erwerblich (dank geringem Lohn), das gesamte Land von Verfall bedroht wird, das wird verklärt und als eine Möglichkeit gesehen, dem Kapitalismus (insbesondere den US-Amerikanern) eins auszuwischen.

Manchmal, da weiß man nicht wohin mit den Gedanken und dem Schreck, wenn ein kleiner Junge will, dass du ihm eine Flasche Wasser kaufst (und die fünf anderen Jungs, die weiter hinten stehen, wollen dasselbe) oder wenn ein Mann vor dem Restaurant, sichtlich ausgehungert, sich über deine Essensreste freut.

Sozialismus, Santa Clara
Freunde, Trinidad
Che Guevara Innenministerium, Havanna
Camilo Cienfuegos Informationsministerium, Havanna
Fidel y Raúl, Viñales
Mangel existiert in Kuba überall. Aber überall gibt es auch fröhliche Menschen, die sich zu Salsa-Rhythmen oder Cubatón unter freiem Himmel bewegen, Rum aus Plastikflaschen trinken, während sie im 25 Grad warmem Meerwasser abwarten bis sich die kalte Gewitterfront an Land verzogen hat oder ihrem Helden Che Guevara in Santa Clara eine Statue nach der anderen widmen, sowie die Ministerien in Havanna mit ihm und seinem Revolutionsfreund Camilo Cienfuegos verzieren.

Che Guevara, Santa Clara
Salsa, Santa Clara
Piña y Coco, Viñales
Zigarren vom Bauern, Viñales
Kuba ist bunt, widersprüchlich, es lockt und stößt einen ab, verspricht Versöhnung und zeigt Härte, es ist laut, schmeckt nach sonnengereifter Ananas und riecht überall nach Benzin. Kürzer kann ich es nicht zusammenfassen, einen gemeinsamen Nenner meiner Erfahrungen gibt es nicht.

Viva la Revolución!

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