FILMDREHEN VS SCHREIBEN




Nervös darf man sein. Vor dem Filmdreh. Weil man viele neue, tolle Menschen kennenlernt, weil man Dinge organisiert, von denen diese tollen Menschen abhängen, weil sie sich darauf verlassen müssen, dass alles passt.
Und so fange ich meine neue Arbeit als Produktionsleitung bei einem Spielfilm an, mit wenig Erfahrung im Gepäck, aber mit umso mehr Enthusiasmus und genügend Verstand. Und wer meine Organisationstagebücher kennt, der weiß auch, dass ich vermutlich gut vorbereitet bin. Dass es zumindest so aussieht, als sei ich über alles im Klaren. Wenn ich all meine schlauen Organisationsbücher einmal wiederfinde, dann beweise ich das hier bildlich!

Vor dem Lesen oder dem Schreiben hingegen, war ich noch nie nervös. Man darf gespannt sein, aber Nervosität? Das ist etwas, das beim Schreiben, bei meinem Schreiben jedenfalls, bisher noch nichts zu suchen hatte. Klar, ist die Geschichte einmal losgeschickt, steigert sich die Nervosität mit jedem Blick ins Postfach, in den Briefkasten oder auf das Handy. Und dann flacht auch dieses Nervenflattern ab, denn irgendwann vergisst man, welches Magazin gerade seine Deadline hatte und die Anzahl der Deadlines, die man nicht geschafft hat. Stephen King’s On Writing wirkt noch nach und wenn er von den vielen Absagen spricht, die er eine nach der anderen an seine Wand nagelt, dann frage ich mich, ob es nicht wirklich sinnvoll wäre, all die Absage-E-Mails auszudrucken und es ihm gleich zu tun. Aber: save the trees! Und ob es nicht leichter ist, sich an das eigene Schreiben zu halten, wenn man viele Absagen gleich wieder vergisst?

Vor ein paar Wochen habe ich zwei Geschichten in die Welt geschickt. Sie sind gar nicht so weit weg gelandet, aber bisher habe ich nur von einem Ort Rückmeldung. Und der andere spricht von einer Entscheidung, die maximal vier Monate dauern kann. Vier Monate! In drei Monaten ist mein Job beim Film beendet, in vier habe ich garantiert die eine Geschichte vergessen und hoffentlich die nächsten losgeschickt.

Ich glaube, diese Art von Abwechslung ist gesund. Das Drehen, das Schreiben, die Hektik  und die Fülle an Menschen auf der einen Seite und diese Langsamkeit und das Alleine-Sein auf der anderen.











P.S.: BUCHMESSE
Und am Rande sei natürlich noch erwähnt, dass Cindy und ich dieses Wochenende vor gefühlt tausend Jahren auf der Buchmesse waren, zu den Magazinständen gingen, mit Michael Krüger nach einer Podiumsdiskussion sprachen, woraufhin ein kleiner Briefkontakt zwischen ihm und uns entstand, uns Tüten voll mit Verlagsprospekten, Programmbroschüren und allerlei Lesezeichen, Schlüsselanhänger und Süßigkeiten mitgenommen haben und nach ein paar Stunden fix und fertig waren. Und glücklich, den ersten Schritt in die Bücherwelt gewagt zu haben. Die ersten zarten Bande geknüpft zu haben. Unser Literaturmagazin [Lautschrift] ein bisschen weiter hinaus in die Welt getragen haben.  Nur nicht sentimental werden. Doch – ein bisschen.

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